Sonntag, 14. November 2010

Neuseeland.

Waren wir wirklich jemals dort?

Ist das wirklich unsere Reise oder doch eher das Leben zweier anderer Menschen?

Ich bin mir grade gar nicht so sicher.
Gefühlsmäßig ist es schon Jahre her, dass wir unterwegs waren.
Durch die Lande zogen.
Völlig frei und ungebunden.
Nur wir beide.
Gemeinsam allein.

Mittlerweile sind wir zurück.
Haben in unser altes Leben zurückgefunden.
Sind in alte Gewohnheiten zurückgefallen.

Aber davon später mehr, jetzt wollen wir uns erst mal auf die weite Reise von Neuseeland zurück nach Deutschland machen.

Wo waren wir stehen geblieben? In Neuseeland angekommen haben wir von dem Beginn unserer Tour berichtet, den ersten Seelöwen, den wunderschönen Landschaften, unserem Ausflug mit dem Microlight Flieger. Traumhafte Strände und Sonnenuntergänge haben wir auch schon mit euch geteilt und kurz nach dem Fallschirmsprung kamen wir in Queenstown an. Der südlichste Punkt Neuseelands den wir bereist haben. Und der Punkt, an dem wir uns mit dem letzten Blogeintrag verabschiedet hatten.

Gleichzeitig aber auch der Punkt, an dem wir wieder in unser Abenteuer einsteigen :)

Es ist sehr früh am Morgen, die Sonne ist noch nicht durch die Wolken durchgebrochen und dementsprechend kalt ist es. Wir hatten eine relativ kurze Nacht im Hostel und sind recht erschöpft. Unser alter Tourguide bleibt mitsamt dem Bus in Queenstown für einen weiteren Tag (Zwangspause), weshalb wir einen neuen Guide und einen neuen Bus bekommen. Neu ist leider weder der Fahrer noch der Guide, beide älter als unsere Vorgänger.
Passieren tut an diesem Tag nicht viel, die Fahrt bis Christchurch ist sehr lang, es ist regnerisch, nebelig und bewölkt, wir waren froh als wir endlich ankamen. Noch schnell eingekauft, gegessen und ab ins Bett, am nächsten Tag ging es wieder früh weiter nach Kaikoura.
An diesem Abend hat sich unsere Rundtour über die Südinsel geschlossen, die aufmerksamen Leser unter euch werden ja bestimmt noch wissen, dass unsere Tour damals hier begann.

Am nächsten Tag ging es wieder nach Kaikoura, den langen Fußmarsch haben wir uns dieses Mal gespart und sind nur zum Supermarkt gelaufen, was auch in kleinen Städten ein langer Weg sein kann, Hin- und Rückweg haben bestimmt jeweils ne Stunde gedauert.

Am nächsten Tag ging es für uns dann bis Wellington, in Picton haben wir die Fähre genommen und um die „relativ“ langweilige Fahrt zu überbrücken wurde auf der Fähre in mehreren Kinos Herr der Ringe gezeigt. Wie passend.

Unseren Bus haben wir auf der Südinsel gelassen, ist für den Touranbieter wohl günstiger auf beiden Insel ausreichend Busse zur Verfügung zu stellen und deshalb gab’s für uns den nächsten Bus, den wohl ältesten der ganzen Flotte. Unfassbar unbequem, eng und unkomfortabel. Dazu kaum Stauraum für Gepäck, geschweige denn Handgepäck. Hätten wir nicht dank taktischer Meisterleistungen (Justus quetscht beide Rucksäcke in den Anhänger - Lisa steht als erste an der Tür) Plätze in der ersten Reihe gehabt, hätten wir unsere Beine wohl abschrauben und in den Mittelgang legen müssen. Keine Ahnung wie die anderen das ohne bleibende Schäden überstanden haben.

In Wellington hatten wir dann nochmal ein richtiges Highlight im Hostel. Unfassbar. Mich schüttelt es jetzt noch.

Wir kamen im Hostel an und hatten unser Zimmer bereits im Voraus reserviert. Das Günstigste. 10 - Bett - Schlafsaal. Soweit eigentlich nichts, was uns umhaut. Bis wir auf dem Flur vor unserem Zimmer stehen blieben und die Quelle des wirklich unangenehmen Geruches gefunden hatten: Unser Zimmer.

Mutig wie wir sind haben wir die Schlüsselkarte ins Schloss geschoben und die Tür geöffnet. Die Tränen schossen uns im gleichen Moment in die Augen und der Würgereflex kam nicht viel später. Es war ein unbeschreiblicher Gestank, eine Mischung aus Schweiß, Alkohol, abgestandener Luft, Füßen, …
Julian blieb direkt draußen vor der Tür stehen, Lisa und ich wagten uns tatsächlich durchs Zimmer um nach unseren Betten zu suchen, auch wenn uns dreien direkt klar war, das wir hier nicht bleiben werden. Koste es was es wolle.
Kurz bevor Lisa ernsthaft mit ihrem Magen hätte diskutieren müssen zogen wir uns zurück, schmetterten noch die Höflichkeitsfloskeln eines alten Mannes in Unterhose ab und rannten beinahe zur Rezeption.
Wir mussten auch gar nicht lange erklären was Sache ist, entweder haftete der Geruch noch an unserer Kleidung oder sie waren sich des Problemzimmers bewusst, auf jeden Fall wurden wir sehr schnell und sehr freundlich auf ein 4 Bett Zimmer verlegt.
Noch einmal auf den Flur, unsere Rucksäcke wieder aus dem Zimmer geholt und schnellstens unser neues Zimmer gesucht.
Abends waren wir dann in der Hostel eigenen Bar, denn jeder Gast bekommt ein Getränk sowie ein Essen gratis. Dass es nicht viel sein wird haben wir uns gedacht, trotzdem mussten wir über die Portion herzlichst lachen. Das war sehr nah an der Grenze zum leeren Teller!
Wir sind dann noch losgezogen und haben uns einen Döner gegönnt, zum Kochen waren wir echt zu faul und die Küche zu unbrauchbar. Typisches Partyhostel.

Abends wollten wir dann relativ früh schlafen gehen, denn am nächsten Tag ging es noch früher als normalerweise los. Hat nicht ganz funktioniert, die Bar, die am Essen sparte, hat dafür bei den Boxen investiert und direkt unter uns richtig losgelegt. Selten so laut Musik zum Einschlafen gehört.
Ganz witzig: Lisa und ich haben uns ein typisches Bett geteilt, 2 Etagen, sie hat oben geschlafen, ich unten. Wann immer ich mich nur kurz bewegt habe, hat das Bett gewackelt und echt laut gequietscht. Als die Musik irgendwann leiser wurde hat das Quietschen Lisa wohl regelmäßig geweckt und irgendwann, als ich mich zudecken wollte, kam von oben nur „Hör jetzt endlich auf dich zu bewegen; Verdammt noch mal!“ Der Tonfall ließ keinen Raum für Diskussionen, den Rest der Nacht habe ich ohne Decke verbracht.

Am nächsten Morgen haben wir uns wieder in den alten Bus gequetscht und uns auf den weiten Weg nach Auckland gemacht. Zumindest der Rest der Gruppe, wir sind unterwegs auf halber Strecke ausgestiegen und mal für 2 Nächte in Taupo geblieben.
Der Weg nach Taupo war sehr interessant, es fing damit an, dass unser Bus morgen völlig überladen war, es kamen weit mehr Leute zum Pick-Up Point als in den Bus passen, von daher musste unser Guide knallhart ein paar Leute zurücklassen. Glück für uns, wir saßen schon. Hätten wir außerplanmäßig ne Nacht länger bleiben müssen, hätte es unsere gesamten Pläne zunichte gemacht. Wir sind im Endeffekt mit 3 Leute zu viel im Bus losgefahren, unsrem Guide war es egal, er hatte an dem Morgen die Nase von dem Anbieter und seiner mangelhaften Organisation gestrichen voll und seine Fahrerlaubnis damit auch nicht mehr so wichtig. Saßen halt 3 Leute im Mittelgang, wo es doch eh schon so eng war - Klasse!
Irgendwo im Nirgendwo ist dann noch der alte Bus liegengeblieben, nach einem lauten Knall war die Beschleunigung weg und wir rollten langsam am Straßenrand aus - bergauf. Der Guide hat ein wenig am Bus rumgespielt und nach ein paar Minuten einen Bus des Konkurrenten angehalten, der zwar in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war, uns aber alle zur nächsten Raststätte mitnehmen konnte. Im Ernstfall halten die Touren zusammen.

Nicht viel später kam aber auch unser Bus dort an, provisorisch hatte der Guide den Motor gefixt und wir machten uns auf den Weg. Bis zu unserem Tagesziel in Taupo trat dieses kleine Problemchen beinahe an jedem Berg auf - der Motor war einfach zu schwach um uns (zugegebenermaßen überladen) den Berg rauf zu kriegen. Ging nur sehr vorsichtig und langsam.





Wir kamen dann mit 2 Stunden Verspätung an, was mittags noch nicht so schlimm ist und wir machten uns an die Planung unserer letzten „großen“ Tour: Das Tongariro Crossing.
Ist im Prinzip eine Wanderung am Schicksalsberg (Herr der Ringe - der Berg schlechthin, tiefstes Mordor) entlang.
Die Strecke beträgt 19,4 Kilometer, geht von 1100 Höhenmeter auf über 1900 Höhenmeter, um am Ende auf schlappen 800 Höhenmetern zu Enden. Das Streckenprofil macht einem echt Mut:



Ein Bus holte uns morgens um 6 Uhr am Hostel ab, fuhr uns zum Startpunkt des Weges und sollte uns am Ende wieder einsammeln und zurückbringen, wenn wir es denn rechtzeitig schaffen sollten. Wenn nicht, müssen wir uns eigenständig ein Taxi rufen o.ä. uns aber zumindest abmelden, sonst wird auf unsere Kosten die Bergwacht alarmiert. Das motiviert arme Backpacker zum Sprint durch die Berge ;-)

Den Anschluss zur Spitzengruppe verloren wir direkt, was aber daran lag, dass wir uns vorsichtshalber nochmal in der Kloschlange einreihten, bevor wir mitten in Mordor, umzingelt von Orks und beobachtet vom großen Auge, eine Toilette suchen müssen. Das wäre einfach uncool.

Wie aus den Bildern ersichtlich wird, war es kalt und die durchschnittliche Laufzeit beträgt 7 - 8 Stunden auf dem direkten Weg. Es gäbe noch 2 oder 3 kleine Umwege, zum Beispiel auf den Schicksalsberg (Mount Ngauruhoe, wie er richtig heißt), die kosten allerdings nochmal so 1 - 3 Stunden und extrem viel Kraft.
Wir haben die Zeit übrigens unterboten und nur 6:54h gebraucht. Was sind wir sportlich geworden!



Der Weg war nochmal ein echtes Highlight, eine stinkende Vulkanlandschaft mit Schwefelseen, versteinerten Lavaflüssen und grandiosen Aussichten.
Teilweise echt hart, vor allem das erste Stück, auf dem es sehr konstant nur bergauf ging, aber trotzdem haben wir es genossen.







Das zweite Stück des Weges führte uns von der trostlosen Vulkanlandschaft zurück in die grüne Natur, vorbei an heiligen Gebieten der Maori bis tief in einen Wald, an dessen Ende auch schon der Bus auf uns wartete.
Schnell eingestiegen und - ganz wichtig - zurückgemeldet. Nicht, dass die Tour noch einen negativen Beigeschmack bekommt.







Am nächsten Tag ging es dann wieder weiter auf unserer Reise, ein weiteres Mal nach Auckland, wo wir unser 10er Zimmer wieder gegen ein 4er Zimmer tauschen konnten.
Diesmal war es einfach zugemüllt von englischen Mädels, die überall ihre Verkleidungssachen und Partyklamotten rumfliegen hatten und jeden freien Fleck im Zimmer eingenommen hatten. Da wir ungern mit dem Rucksack im Bett schlafen, haben wir freundlich an der Rezeption nachgefragt.
Hätte man eigentlich öfters machen sollen, hat doch immer geklappt wenn wir es probiert haben.

Von Auckland aus ging es dann einen Tag später zu unserer letzten Tour in Neuseeland, nach Pahia zur „Bay of Islands“.
Ein weiterer wunderschöner Fleck Erde, wir hatten diesmal großes Glück mit dem Hostel, nette Zimmer und gute Küche und das beste:
Wir konnten uns Fußbälle und Tennisequipment ausleihen. Endlich mal wieder Sport machen und nicht-sinnvoll und ohne festes Ziel bewegen. Das ich beim Tennis nicht den Hauch einer Chance gegen Julian hatte tut nichts zur Sache, ich bin der Sieger der Herzen :D

Wir sind dann noch mit einem Boot in die Bucht gefahren, haben unsere Freunde aus Bunbury getroffen, die extra für uns vorbeigeschwommen kamen, und haben das „weltberühmte“ Loch im Felsen gesehen!







Am nächsten Tag ging es nur noch zurück nach Auckland, schnell ein wenig schlafen und morgens dann ab zum Flughafen und auf nach Korea.
Unser letztes Abendessen war noch sehr unterhaltsam, die Küche, die diesmal gleichzeitig Speiseraum war, war bevölkert von Gästen einer Geburtstagsparty, die uns nicht wirklich in Ruhe kochen und essen ließen.
Am nächsten Tag ging es sehr früh zum Flughafen, Korea rief nach uns. Hostel hatten wir bereits in einer ruhigen Minute gebucht, das günstigste am Platz selbstverständlich, denn unser Konto ging ebenso so schnell wie die verbleibenden Tage unserer Reise auf 0 zu.