Dienstag, 20. April 2010

„Where the rainforest meets the reef.“ oder eine Wanderung durch Wolken

Obwohl ihr es bestimmt noch nicht erwartet habt, ist hier schon wieder ein neuer Eintrag von uns.
Wie am Ende des letzten Eintrags angekündigt machten wir uns letzte Woche Mittwoch auf den Weg zu einem neuen Ziel: Cape Tribulation - Der Regenwald trifft auf das Riff.

Los ging es früh morgens um halb 8 damit, dass der Bus, der uns abholen sollte, eine halbe Stunde Verspätung hatte und wir etwas ratlos im Regen standen. Das schöne Wetter, an das wir uns in der letzten Woche schon wieder gewöhnt hatten, war nämlich plötzlich schon wieder vorbei.

Als wir dann endlich alle im Bus waren und um die 3 Stunden gefahren waren, hielten wir zum ersten Stopp mal wieder an einem Fluss mit Krokodilen, den wir mit einem kleinen Boot überqueren wollen.
Diesmal war es der Daintree River und die Krokodile wurden nicht angefüttert, sondern mussten mühsam im dichten Ufergestrüpp gesucht werden.
Deswegen war auch das erste Tier, das war sahen nicht etwa ein Krokodil, sondern eine Baumschlange. Wer ganz genau hinguckt, kann sie auf den Bildern im roten Kreis erkennen.
Es war zwar nur ein kleines, graues Exemplar, aber dafür die erste wildlebende Schlange, die wir in Australien gesehen haben. Und da soll noch einer sagen, hier würde es von giftigen Schlangen nur so wimmeln...
Wenig später konnten wir dann doch noch ein Krokodil finden und glücklicherweise direkt daneben ein Krokodilbaby, das grade mal 6 Wochen alt und um die 15cm groß war. Trotzdem schon ein richtiges Krokodil, dessen Bisskraft mit der einer Katze vergleichbar sein soll.
Auf der restlichen Bootsfahrt sahen wir dann noch ein ähnlich altes Krokodil und dann ging es auch schon wieder in den Bus und weiter Richtung Cape Tribulation.



Bevor wir dort ankamen, hielten wir aber noch einmal, um einen kleinen Boardwalk durch den Regenwald zu gehen. Der Weg war um die 500m lang und relativ unspektakulär, aber unser Guide warnte uns vor verschiedenen Tieren und Pflanzen, mit denen man den Kontakt möglichst vermeiden sollte, wenn man nicht wochenlang juckende oder brennende Stellen haben will. Diese Informationen sollten sich nachher noch als sehr wertvoll erweisen. Außerdem lebt in diesem Teil Australiens die größte Spinne Australiens: Die Golden-Orb-Spider. Ein nettes Exemplar haben wir dann auch direkt am Wegrand gesehen. Außerdem erwischten wir am Ende noch eine gestachelte Eidechse, die wohl relativ selten ist und für uns sogar für ein Foto recht stillgehalten hat. Justus ist davon überzeugt, dass wir einen echten Drachen gesehen haben.



Wieder im Bus ging die Fahrt noch kurz weiter bis zu unserer Unterkunft in Cape Tribulation. Ein sehr nettes Hostel mit einer weißen Badezimmermatte, die jeden Tag gewechselt wurde, was schon fast an ein Hotel erinnerte.



Wir informierten uns dann direkt über den Mount-Sorrow-Trail, den wir ja fest für den nächsten Tag eingeplant hatten.
Da wusste aber niemand so wirklich Bescheid, uns wurde nur gesagt, dass sie nicht wissen, ob man ihn laufen kann, weil es viel geregnet hat, aber wir können es ausprobieren und wenn es nicht klappt, kommen wir halt wieder. Wir müssten uns nur morgens im Hostel abmelden und sagen, wann wir ungefähr zurück sein wollen, damit sie zur Not eine Rettungsmannschaft nach uns schicken können.
Es haben sich nämlich schon viele verlaufen und dort lebt ein recht großer Vogel, Cassowary genannt, der in der Vergangenheit öfter mal Wanderer angegriffen hat. Der wäre zwar umgesiedelt worden, aber man wüsste nicht, ob er nicht wiedergekommen ist.
Außerdem sollten wir bitte nicht weiterlaufen, wenn wir die Wolkenschicht erreichen.

Den ersten Tag haben wir dann noch mit einem kleinen Spaziergang am Strand ausklingen lassen und direkt auch zwei junge und kleine Versionen des Cassoways gesehen.
Der Strand an sich hatte viel von einem Bilderbuchstrand, mit Palmen, Kokosnüssen und sehr wenigen Menschen. Nur die giftigen Quallen im Wasser, die das Schwimmen unmöglich machten, haben das Bild ein wenig gestört.



Am nächsten Tag machten wir uns morgens gegen 9 auf den Weg.
Nach 1,5km an der Straße entlang, wären wir beinahe an dem Eingang zum Weg vorbeigelaufen. Nur ein kleines Schild mitten im Wald, um die 5m von der Straße entfernt, zeigte den Start des Weges an. Auch der Weg, den wir uns zumindest ein wenig breit und gut zu laufen vorgestellt hatten, war nicht mehr als ein schmaler Trampelpfad, der schnell in den Tiefen des Waldes verschwand.
Egal, wir haben uns vorgenommen da jetzt hochzulaufen. Auch der Hinweis auf dem schon erwähnten Schild, dass dieser Weg nur für überdurchschnittlich fitte und erfahrene Wanderer geeignet wäre, konnte uns nicht von unserem Entschluss abbringen.
Los ging es also in den Regenwald... zum Glück zeigten uns bunte Bänder und kleine rote Pfeile, die völlig willkürlich immer mal wieder am Wegesrand zu sehen waren, dass man sich nicht hilflos verlaufen hatte und noch auf dem richtigen Weg war.



Der erste Kilometer war dann unerwartet schon recht steil. Teilweise versperrten dicke Bäume den Weg, über die man klettern musste und an anderen Stellen konnte man nur unter Lianen und stacheligen Schlingpflanzen durchkriechen, die quer über den Weg gewachsen waren.
Justus, der vorging, lief dann noch schnurstracks in ein Netz einer der großen Golden-Orb-Spinnen, das natürlich auch noch bewohnt war. Die Spinne schien sich über den fetten Leckerbissen nicht so richtig zu freuen und blieb ruhig sitzen, während Justus sich geschickt aus dem Netz befreite (einfach weiterlaufen ;-)). Danach bin ich besser drunter her geklettert und wir haben die Augen ein wenig besser offen gehalten. Einige Kratzer von stachligen Pflanzen und ein paar Löcher in Justus T-Shirt ließen sich jedoch trotz aller Vorsicht nicht vermeiden.



Der zweite Kilometer war dann recht eben, was schon etwas komisch war, da der ganze Weg uns auf 650 Höhenmeter bringen sollte. Man konnte ganz gut laufen und sich schon recht gut von der ersten Kletterei erholen.



Noch wussten wir ja nicht, dass der dritte Kilometer richtig steil werden sollte. Wie steil kann man auf dem Schild vom Anfang ganz gut erkennen.
Erst ging es noch ein wenig geradeaus, doch dann wurde es plötzlich eher eine Klettertour. Wenn man den Kopf ganz in den Nacken legte, konnte man den Weg recht gut erkennen. Ansonsten sah man nur böse Wurzeln und Steine, die gleichzeitig Stolperfallen, aber auch Fußtritte waren (Sie sind ein Segen - Und ein Fluch *Schulterzuck*).
Mit zunehmender Höhe wurde dann auch die Umgebung immer feuchter. Wenn man Pflanzen streifte wurde man schon ziemlich nass und auch der Boden war eher Matsch als Erde. Dazu kamen kleine fiese Gestalten, die sich mit Vorliebe zu fünft oder sechst daran machten unsere Schuhe zu erklimmen: Die Blutegel.
Auch von einer ganzen Flasche Insektenspray, die wir am Ende des Tages auf unsere Schuhe und Socken gesprüht hatten, waren die Viecher nicht wirklich beeindruckt. Also versuchten wir so wenig wie möglich stehen zu bleiben, um ihnen das Klettern nicht zu einfach zu machen, was für uns hieß, den Berg ohne Pause zu erklimmen.
Während wir noch so kletterten, wurde die Luft um uns herum immer nebliger, bis wir feststellten, dass wir doch tatsächlich bis zu den Wolken gelaufen waren.
So kurz vor dem Ziel wollten wir dann doch nicht aufgeben und nahmen uns vor noch bis zum 3km Schild zu laufen. Der Weg war unverändert steil und die zunehmende Feuchtigkeit machte den Weg auch nicht einfacher.
Plötzlich sahen wir vor uns aus dem unendlichen Grün einen metallenen Zaun auftauchen. Wir hatten es doch tatsächlich bis zur Aussichtsplattform oben auf dem Berg geschafft und konnten eine weniger spektakuläre Aussicht von über den Wolken aus über die gesamte Gegend genießen. Um genau zu sein, konnte man ab und zu ein paar Bäume und eventuell die Küstenlinie erahnen. War trotzdem wirklich eindrucksvoll über ein undurchdringliches weißes Feld zu blicken.



Mittlerweile war es viertel nach 12 und wir machten uns nach einer kurzen Pause und einer neuen Schicht Insektenspray wieder auf den Rückweg.

Nachdem wir ca. 100m gelaufen waren, ging dann ein Platzregen los, der uns komplett durchnässte und der außerdem den Weg in eine Rutschbahn verwandelte. Bis wir wieder unten waren hab ich es tatsächlich geschafft 4-mal auszurutschen und hinzufallen.
Was auf dem Hinweg schon schwer war, wurde dann durch den Regen und die umgekehrte Richtung erst recht kompliziert. Es ist nämlich durchaus schwierig einen steilen, rutschigen Weg hochzulaufen, aber wieder runter ist die Schwerkraft durchaus keine Hilfe mehr.
Auf dem Rückweg fanden wir dann noch zufällig das 3 Kilometer-Schild, dass sich auf dem Hinweg vor uns versteckt hatte und deswegen Schuld war, dass wir bis nach ganz oben laufen mussten. Dementsprechend waren wir auch ein bisschen sauer auf das Schild, wie man auf dem Bild vielleicht sehen kann...



Wieder unten angekommen, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über Cape Tribulation, der jedoch bei Regen nicht so eindrucksvoll war wie erwartet, und gingen dann ins Hostel, um uns zurückzumelden. Das Eis, das wir uns leisten wollten, bekamen wir dann als Anerkennung dafür, dass wir es geschafft hatten, von der Rezeptionistin geschenkt. Sie wirkte schon ein wenig erleichtert, dass wir wieder gesund und munter zurück waren.



Der dritte und letzte Tag in Cape Tribulation verbrachten wir nochmal am Strand, an dem Justus eine Kokosnuss knackte und auch direkt noch eine mitnahm, und an einem kleinen Wasserloch, an dem man sich vom Ufer aus ins Wasser schwingen konnte. Da der Tag jedoch wettermäßig etwas besser war als die letzten, waren wir nicht die Einzigen dort. Trotzdem ein sehr schönes Plätzchen, zum Glück mal ohne Krokodile, Quallen oder sonstige giftige Tiere, die das Schwimmen unmöglich machen.





Gegen Mittag wurden wir wieder mit dem Bus abgeholt und es ging zurück nach Cairns. Wir stoppten nochmal an einem Aussichtspunkt und an einem Fluss, in dem man wieder hätte schwimmen können. Wir hatten jedoch noch von dem Wasserloch von morgens genug und es war auch nicht mehr so warm, dass eine Erfrischung nötig gewesen wäre.



Zurück in Cairns verbrachten wir noch ein paar ruhige Tage, bevor es heute Morgen dann weiter ging.
Jetzt sind wir nämlich gerade in Airlie Beach, direkt an den Whitsundays, in einem wunderschönen Hostel mit Meerblick und übermorgen geht’s dann auf die letzte geplante Tagestour (obwohl wir schon wieder neue Pläne haben, immerhin haben wir bis jetzt den australischen Nationalsport, das Surfen, ausgelassen und möchten das eventuell doch noch nachholen).

Soweit von uns, bis zum nächsten Mal.

Justus & Lisa

P.S.: Es gibt wie beim letzten Mal auch noch mehr Bilder und zwar hier.